Der jüdische kulturklub ostberlin präsentiert:
„Ick wollte glücklich sein,
so wie alle ander‘n“
- André Herzberg
Gespräche mit jüdischen Ostberliner:innen
Filmvorführung
Zeit: 15.05.2025, 18:30 Uhr
Ort: Jüdisches Waisenhaus Pankow
Eintritt frei.
Anmeldung erforderlich unter:
info@neue-soziale-plastik.org
Was bedeutete es, Kommunist und Jude zu sein? Gab es Antisemitismus in der DDR?
Was unterscheidet jüdische Erinnerung an die DDR von nicht-jüdischer?
In drei ausgewählten Kurzfilmen erzählen jüdische Ostberliner:innen von ihren Erfahrungen, Wünschen und Ängsten zwischen staatlicher Instrumentalisierung und eigener Identitätssuche.
Wir präsentieren eine Auswahl von drei Gesprächen mit:
André Herzberg, Leah Carola Czollek und Eva Nickel
Dauer: je 20 Minuten
Interviewführung: Dr. Bettina Leder
Kamera und Schnitt: Tobias Jall
Wo:
Betsaal (Eingang Hadlichstraße)
Jüdisches Waisenhaus Berlin
Berliner Str. 120/ 121
13187 Berlin


Der jüdische kulturklub ostberlin präsentiert:
Religion: Dissident
Filmvorführung und Publikationsvorstellung
Zeit: 30.03.2025, 14 – 18 Uhr
Ort: Stiftung Neue Synagoge - Centrum Judaicum
Eintritt frei.
Anmeldung erforderlich unter: info[ätt]centrumjudaicum.de
Die Publikation kann unter:
info[ätt]neue-soziale-plastik.org
gegen Spende bestellt werden.
Im dritten Jahr seines Bestehens hat der jüdische kulturklub ostberlin Grund zu feiern:
Die Publikation „Religion: Dissident“ ist erschienen, außerdem sind die ersten Ergebnisse unseres filmischen Interviewprojekts mit jüdischen Ostberliner:innen fertig.
In beide Ergebnisse können Sie in den folgenden Monaten in unterschiedlichen Veranstaltungen Einblicke gewinnen.
Den Auftakt macht eine große Veranstaltung im Centrum Judaicum.
Drei der bisher entstandenen Filme werden gezeigt. Die Menschen, die bereit waren, vor der Kamera über ihr Leben zu sprechen, bilden ein breites Spektrum an Lebensrealitäten und Ansichten ab. Sie machen die Komplexität des jüdischen Alltags in der DDR sichtbar. Im Anschluss folgt ein Gespräch mit dem Filmemacher Tobias Jall und der Interviewführerin Dr. Bettina Leder über ihre Erfahrungen und Herangehensweisen an die Interviews.
Im zweiten Teil der Veranstaltung wird die Publikation „Religion: Dissident“ mit einer Szenischen Lesung ausgewählter Texte vorgestellt. Die versammelten Texte nähern sich Themen des jüdischen kulturklubs mit vielfältigen literarischen Formen: dokumentarischer Collage, Gespräch, Minidrama und Essay.
Sie spannen einen weiten Bogen von den ersten Remigrant:innen in der DDR und den antisemitischen Verfolgungswellen der 50er Jahre, über staatliche Instrumentalisierung im Zuge des Sechstagekriegs, die Geschichte des Deutschen Theaters in Berlin bis in die Gegenwart nach dem 7. Oktober. Einen Teil der Texte werden wir in einer Szenischen Lesung vorstellen.
Anschließend unterhalten sich Boris Schumatsky, Esther Slevogt und Juliette Brungs über die Möglichkeiten von Kunst in aufgeheizten und verengten Diskursen, über Jüdischsein in DDR und Sowjetunion sowie die Komplexität des Erinnerns an die DDR.
Im Anschluss gibt es die Möglichkeit, bei Wein und Brezeln ins Gespräch zu kommen.
Bitte planen Sie aufgrund der Sicherheitskontrolle am Eingang etwas Zeit ein. Wir empfehlen, eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn vor Ort zu sein.
Programm:
Ort: Repräsentantensaal in der Neuen Synagoge
14.00 Uhr Begrüßung
14.15 Uhr Filmvorführung. Es werden drei Filme von jeweils 20 Minuten Länge gezeigt: André Herzberg, Leah Carola Czollek und Eva Nickel
15.15 Uhr Gespräch mit Tobias Jall (Kamera und Schnitt) und Dr. Bettina Leder (Interviewführung). Moderation: Christina Kettering
15.45 Uhr Pause mit Buffet
16.15 Uhr Release der Publikation „Religion: Dissident“ mit Szenischer Lesung ausgewählter Texte. Gelesen von: Nina Heithausen, Aviran Edri und Lisa Ullrich
17.00 Uhr Podiumsgespräch mit Boris Schumatsky, Esther Slevogt und Juliette Brungs


jüdischer kulturklub
ost berlin.
Jüdische Remigrant:innen kehrten ab 1945 in die SBZ/DDR zurück, um ein „neues, besseres“ Deutschland mit aufzubauen, viele von ihnen bekleideten bald wichtige Positionen in Kultur, Politik und Wissenschaft. Doch bereits in den 1950er Jahren kam es zu antisemitischen Schauprozessen, jüdische Kulturschaffende verloren ihre Posten, wurden aus der SED ausgeschlossen oder inhaftiert . Wenige Jahre nach der Shoah verließ die Mehrheit der Juden die DDR wieder. Nach dem Sechstagekrieg wurden jüdische Intellektuelle von der Staatssicherheit systematisch überwacht. Bis heute ist die (staatliche) antisemitische Verfolgung in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Ende der 80er Jahre lebten nur noch 400 Jüdinnen und Juden in der DDR, die meisten waren geflohen. Diejenigen, die geblieben waren, verstanden sich trotz allem bis an ihr Lebensende als Kommunisten.
Der Jüdische Kulturklub Ostberlin beschäftigt sich mit Leben und Wirken jüdischer Remigrant:innen und ihrer Nachkommen, aber auch mit Erinnerungskultur und Antisemitismus in der DDR. Während es sich heute weitgehend durchgesetzt hat, das Leben in der DDR auf ein Leben in einer Diktatur zu reduzieren, zwingt die Beschäftigung mit Leben und Werk jüdischer Remigrant:innen zur Differenzierung. Sie bezeugen zivilgesellschaftliche Kämpfe in allen Epochen der DDR – und ihres Scheiterns. Die in den politischen Auseinandersetzungen der Gegenwart oft wiederholte These, das ostdeutsche Demokratieproblem sei den autoritären Verhältnissen in der DDR geschuldet, wird durch die Sichtbarmachung dieser Kämpfe zugleich bestätigt und in Frage gestellt. Die Behauptung, es habe in der DDR keine Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus oder Shoah gegeben, wird durch die Werke jüdischer Remigrant:innen ad absurdum geführt. Gleichzeitig zeigt die Auseinandersetzung mit ihnen , wie ideologisch überformt viele dieser Werke auf ästhetischer Ebene waren und macht die ideologische Instrumentalisierung der Künste in der DDR deutlich. Der Jüdische Kulturklub Ostberlin organisiert öffentliche Filmabende, Lesungen, Podien und Performances, aber auch nicht-öffentliche Workshops, in denen einzelne Werke oder Aspekte der Geschichte von Jüdinnen und Juden in der DDR thematisiert werden. In Diskussionen und Workshops mit Kindern oder Enkeln der Remigrant:innen, wird spürbar, wie ambivalent und schmerzhaft die Position ihrer Familien in der DDR war.
Können (ästhetische) Auseinandersetzungen mit konkreten Werken und Biografien dazu beitragen, mehr Ambivalenz in der Diskussion über die DDR zuzulassen? Können Literatur, Film, Theater und Musik Aufschluss darüber geben, wie dieses Land funktionierte, über das so viel gestritten und gleichzeitig noch immer geschwiegen wird? Können diese Werke einen Beitrag leisten, die ideologisch erstarrten Auseinandersetzungen um DDR und Ostdeutschland aufzubrechen? Und welche Bedeutung hat dies alles für die Auseinandersetzung mit Antisemitismus und Rechtspopulismus heute?
Neben Filmveranstaltungen, szenischen Lesungen, Performances und Workshops bietet der Jüdische Kulturklub auch Fortbildungen für Kulturinstitutionen an, die sich mit Antisemitismus und Erinnerungskultur in der DDR befassen oder befassen möchten. Die Fortbildungen setzen einen Schwerpunkt auf Aspekte der DDR-Geschichte, kontextualisieren diese jedoch innerhalb der Geschichte des Antisemitismus und der Erinnerungskultur nach 1945 insgesamt.



